Public Space Products


Das, was wir gemeinhin „Stadt“ oder den „öffentlichen Raum“ nennen, ist ein komplexes Netz sich überlagernder Beziehungen.

Eine Stadt lässt sich unter politischen, rechtlichen, geografischen, historischen, sozialen, technischen, dinglichen oder auch persönlichen Gesichtspunkten beschreiben. In diesem Projekt widmen wir uns vor allem den physischen Dingen, die den öffentlichen Raum erzeugen/herstellen/konstituieren.

Straßenlaternen, Leitplanken, Leitpfosten, Schallschutzwände, Zäune, Parkbänke, Gehwegsteine, Bürgersteige, Bordsteinkanten, Poller, Pfosten, Ampeln, Fahrradständer, Straßenschilder… all diesen Massenprodukten begegnen wir täglich und sie alle „agieren“ – im Latour‘schen Sinne – mit uns und untereinander; gemeinsam erzeugen wir das Geflecht „Stadt“. Die Mindestanforderung dieser Produkte ist für Ordnung und Orientierung zu sorgen und – was gelegentlich misslingt – den reibungslos Fluss aller Verkehrsteilnehmenden zu gewährleisten. Im Idealfall sorgen diese Produkte sogar für Wohlbefinden, wenn durch sie Orte geschaffen werden, an denen man sich gerne aufhält oder wenn wir uns auf dem nächtlichen Weg nach Hause durch sie sicher fühlen oder uns an noch unbekannten Orten schnell zurecht finden. Es sind Produkte, die so allgegenwärtig wie unscheinbar sind, dass wir sie meist erst dann bewusst wahrnehmen, wenn sie mal nicht funktionieren.

Designgeschichtlich haben diese öffentlichen, infrastrukturellen Produkte bisher kaum Beachtung gefunden. Zu anonym, zu alltäglich erscheint ihr Wesen. Die Designer oder Ingenieure dieser Produkte sind meist nicht bekannt, dabei prägen sie das visuelle Stadtbild und das Leben im öffentlichen Raum. Auch die für diese Produkte verantwortlichen Firmen würde man gemeinhin wohl nicht mit Design – wie es in den Hochglanz-Magazinen propagiert wird – in Verbindung bringen. Dennoch sind all diese Produkte zweifelsohne designed, entworfen!

Im Rahmen des Projekts sollen diese (vermeintlich) unscheinbaren Produkte des öffentlichen Raums, deren Hersteller und (sofern ermittelbar) Designer ausfindig gemacht werden und in einen gemeinschaftlich angefertigten Katalog fließen. Es soll auch recherchiert werden, welche Anforderungen, Regeln und Normen diese Produkte formgebend beeinflussen. Warum sieht ein Leitpfosten aus wie er aussieht? Welche Rahmenbedingungen bestimmten seine Form? Welche Interdependenzen bestehen zwischen den Produkten untereinander?

Aufbauend auf diese in der Gruppe durchgeführten Recherchearbeit sollen individuell Themen und Fragestellung erarbeitet werden und als Startpunkt für die eigene Entwurfsarbeit dienen. Wie soll der öffentliche Raum durch veränderte Produkte umgestaltet werden? Welche Produkte wollen wir erneuern, hinzufügen oder sogar wegnehmen? Nicht zuletzt geht es um die Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben? Und welchen Beitrag können wir als Produktdesignerinnen und -designer durch unser Handeln leisten? Betreut durch Prof. Kurt Mehnert und M.A. Dustin Jessen